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Jahrestagung 2021 Bericht

11. September 2021

Die Jahrestagung 2021 war die Jubiläumsveranstaltung zum 25jährigen Bestehen des BFF und fand am Samstag, den 11.09.2021 unter dem Motto „ Autorität, Macht und Rollenverständnis im Wandel – Führungsdimensionen für eine Kultur der Zukunft“ statt. Es nahmen mehr als 50 Teilnehmende teil. Inspiriert von der jüngst erschienen BIC Stellungnahme „Führungsqualitäten für eine Kultur der Gleichberechtigung in Gefahren- und Friedenszeiten“, wollte sich das BFF Deutschland mit diesem sehr aktuellen und gesellschaftlich relevanten Thema im Rahmen der Jubiläumveranstaltung beschäftigen. Nach einer einstimmenden Andacht und den Begrüßungsworten durch das BFF gab uns Frau Dr. Ingeborg Franken-Boeringer einen Rückblick von den Anfängen der Entstehung des BFF Deutschlands im Jahre 1996, initiiert durch den Nationalen Geistigen der Bahá´í in Deutschland, bis zu den aktuellen Aktivitäten des Bahá´í-Frauen-Forums. Es war eine gelungene Zusammenfassung der wichtigsten Highlights dieses Zeitraums. Anschließend kamen unterschiedliche Gratulanten zu Wort, die sich mit dem BFF im Laufe der 25 Jahre verbunden fühlten und ihre Wertschätzung dem BFF gegenüber ausdrückten. Zuallererst beglückwünschte Frau Marjam-Zölzer-Yazdani in Vertretung des Nationalen Geistigen Rates das BFF Deutschland hinsichtlich ihrer vielfältigen Art und Weise in den letzten 25 Jahren den gesellschaftlichen Diskurs in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit gestaltet zu haben. Sie erläuterte, dass das Thema des „Fortschritts der Frauen, wenn es auch jetzt im Jahre 2021 neue Dimensionen annimmt, absolut vordergründig ist“. In einer Welt, die immer mehr vernetzt und verbunden ist, wird uns das täglich vor Augen geführt. Im Rahmen der Pandemie und die einhergehenden Umstände in Deutschland zeigen, dass noch viele Grundannahmen neu überdacht, Vorurteile abgelegt, und die vielfältigen Fähigkeiten und bereichernden Eigenschaften von Frauen gesehen werden müssen, damit eine gerechte Gesellschaft aufgebaut werden kann. Sie umriss die Vision der Bahai hinsichtlich Geschlechtergerechtigkeit und zitierte Abdul-Bahá wie folgt: ”..folglich wird das neue Zeitalter weniger männlich und mehr von den weiblichen Leitbildern durchdrungen sein, oder genauer gesagt, es wird ein Zeitalter sein, in dem die männlichen und weiblichen Elemente der Kultur besser ausgeglichen sein werden.“ Zu weiteren Gratulanten gehörten auch Verbände, mit denen das BFF Deutschland seit vielen Jahren erfolgreich zusammenarbeitet. Elke Ferner, Präsidentin des UN Women Deutschland, gratulierte dem BFF und drückte ihre Freude über die gemeinsamen Ziele der beiden Frauenorganisationen aus. Das UN-Women wie auch das BFF sehen in der Verwirklichung der Geschlechtergerechtigkeit die Voraussetzung für eine gerechte und nachhaltige Entwicklung der Menschheit, die sowohl Frauen als auch Männern zu Gute kommt. „Frauenrechte sind Menschenrechte und sind nicht teilbar“. Elke Ferner drückte ihre Freude hinsichtlich der weiteren Zusammenarbeit beider Frauenorganisationen aus. Anschließend wurde ein Brief vom Frauen – Netzwerk für Frieden verlesen, worin die Bandbreite der Ansätze des Bahá´í- Frauen-Forums lobend zum Ausdruck gebracht wurde und ausdrücklicher Dank des „Frauen-Netzwerks Frieden“ hinsichtlich vieler Inspirationen, die es durch das BFF erfahren habe, ausgedrückt. Janet Khan, die sich stets mit dem BFF Deutschland verbunden fühlte und im Jahr 2000 mit ihrem Mann Peter Khan ein ganzes Wochenende bei Veranstaltungen in Wiesbaden und Hofheim zum Thema „Fortschritt der Frau“ gesprochen hatte, gratulierte dem BFF und würdigte sein vielfältiges Engagement. Bezugnehmend auf die Bedeutung der Rolle der Frauen in der Pandemie, zitierte sie die UN Erklärung „…dass die Covid-Pandemie nicht nur eine Herausforderung für unser Gesundheitssystem ist, sondern zugleich eine geistige Prüfung für die Menschheit darstellt“. Sie ermutigte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu „Architekten“ für den Aufbau einer besseren Welt zu werden. Jane Povey, die Direktorin der Banani Schule in Sambia, dankte zunächst für die Spenden der letzten Jahre dem BFF Deutschland und gratulierte für die engagierte Arbeit der 25 Jahre. Die Einheit und Gleichwertigkeit aller Menschen, als ein einzigartiges Prinzip unseres Glaubens, und Tahirih als Wegbereiterin für dieses wichtige Unterfangen in der Menschheitsgeschichte, stellt ein wichtiges Ziel ihrer Schule dar. In der Banani-Schule haben bereits über 600 Schülerinnen Abschlüsse in den Bereichen Medizin, Recht, Ingenieurswesen, Erziehung, und vielen anderen Berufen gemacht. Nach den Grußworten hielt unsere geschätzte Saba Khabírpour das Grundsatzreferat. Mit dem einleitenden Zitat „Befasst euch mit den Nöten der Zeit in der ihr lebt, und legt den Schwerpunkt eurer Überlegungen auf ihre Bedürfnisse“, schlug sie eine wunderbare Brücke zum Thema Gleichberechtigung von Frau und Mann und hob hervor „was kann am Ende des Lebens schöner sein als festzustellen, dass man zum Fortschritt, Wohlergehen der Menschheit – seiner Mitmenschen beigetragen hat“. Sie hob hervor, dass es wichtig ist, in dem Wunsch nach Wandel, „ nicht passiv, nicht nur Zuschauer zu sein!“, sondern sich in seinem eigenen Umfeld für die Prinzipien einzusetzen. Außerdem betonte sie, dass echte Gleichberechtigung von Frauen und Männern nicht etabliert werden kann, ohne dass die geltenden Machtvorstellungen, die das heutige Denken beherrschen, ernsthaft hinterfragt und von Grund auf neu definiert werden. In diesem Prozess sollten Frauen und Männer Schulter an Schulter gemeinsam arbeiten, und dabei mehr von Fähigkeiten statt von Haben/Nicht-haben reden. Im Anschluss an die Grußreden befassten sich die Teilnehmenden in zwei Workshop-Blöcken am Vormittag und am Nachmittag mit unterschiedlichen Aspekten hinsichtlich Führungsdimensionen in unserer Gesellschaft. Vor der Mittagspause wurden die Teilnehmenden zu zwei Workshops eingeladen: der eine zum dem Themenkreis „Erziehung, Familie und Schule“, geleitet von mit Karen ReitzKoncebovski und Anja Niemand, der andere zum Thema Kunst. Macht. Medien, geleitet von Shila Meyer-Behjat. In dem Workshop „Erziehung, Familie und Schule“, war der Fokus auf folgende Themen gerichtet: Was bedeutet und wie äußert sich ein neues Verständnis von Autorität und wie zeigt sich Führung in den Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern oder zwischen Lehrkräften/ pädagogischen Fachkräften/ Tutor/innen und den Gruppen, mit denen sie arbeiten, oder auch zwischen Leitungspersonen und ihren Teams? Zur Einleitung gingen die Workshopleiterinnen dieser Frage im Dialog nach und ließen insbesondere Erfahrungen aus der pädagogischen Arbeit und der Teamentwicklung im Bahá´í-inspirierten Kindergarten Wilde 9 einfließen. Anschließend waren die Teilnehmenden eingeladen, die Fragen aus einer
für sie relevanten Perspektive näher zu erörtern. Zur Wahl standen die „Perspektive Mutter oder Vater“, „Lehrer/in oder Erzieher/in, Leiter/in einer Kinderklasse bzw. Juniorgruppe sowie die Perspektive „Leitung einer Schule, pädagogischen Einrichtung oder eines Teams“. Im Parallelworkshop Kunst. Macht. Medien, geleitet von Shila Meyer-Behjat beschäftigten sich die Teilnehmenden mit den Einflüssen von uns umgebenden Medien, Kunst und Design und in welcher Weise sie unseren Alltag bestimmen. Vor allem welche Gender bezogenen Muster es hier gibt – bei BetrachterInnen und Schaffenden? Gibt es weibliche oder männliche Kunst? Oder gibt es einfach Männer und Frauen, die Kunst machen? Außerdem wurde darüber
reflektiert, was es bedeutet, wenn Frauen systematisch bisher ausgeschlossen wurden, Kunst und Medien zu schaffen. Auch hier ging es bei dem Workshop darum welchen Beitrag wir leisten können neue Denkweisen als Bahá´í zu entwickeln, und eigene Stereotype zu hinterfragen. Nach der Mittagspause erwarteten die Teilnehmenden weitere ansprechende Workshops. Zum einen der Workshop „Wirtschaft/Politik“, geleitet von Uta Schellenberger-Nicoubi. In diesem genannten Workshop wurde darüber reflektiert, welche Führungsstile wir in Unternehmen, im Beruf, der Politik und auch im Alltag herkömmlicherweise erleben? Was sind die Herausforderungen hinsichtlich Gleichstellung? Ist eine neue Führungskultur in
Unternehmen erkennbar? Wie wird Macht und Führung neu definiert und gelebt? Worauf sollten wir achten, was sollten wir üben? Frau Schellenberger- Nicoubin. konnte uns aus ihren vielfachen Erfahrungen aus ihrer eigenen beruflichen Entwicklung teilhaben lassen. Sie kehrte auch die Geschlechterunterschiede hinsichtlich Selbstvertrauen im Beruf heraus. Z.B., dass Frauen nach wie vor ein geringeres Selbstvertrauen haben als Männer; ebenso, dass Frauen ein negatives Feedback länger mit sich herumtragen als Männer´; und dass Frauen vielfach den Fehler in sich suchen, als externe Ursachen dafür verantwortlich zu machen. Auf großes Interesse bei den Teilnehmenden stieß das Thema: Neue Herangehensweisen in Institutionen und Unternehmen für junge Frauen. Frau Schellenberger -Nicoubin konnte auf die Fragen der Teilnehmenden kompetente Antworten geben. Der Parallel-Workshop beschäftigte sich mit dem Film „Einblicke in den Geist von Geschlechtergerechtigkeit“ mit Gisa Meier-Floeth und Dr. Ingeborg Franken-Boeninger. Anfang Februar 2021 erstellte die Internationale Baha’i Gemeinde (BIC) einen etwa 40-minütigen Film mit dem Titel „Glimpses into the Spirit of Gender Equality“. Das Bahá’íFrauenforum übersetzte die englischen Untertitel ins Deutsche, um den Film im deutschsprachigen Europa besser einsetzen zu können. Dieser Film wurde erstmals in einer Versammlung der Vereinten Nationen mit mehr als 750 Teilnehmern aus aller Welt – darunter Botschafter, Vertreter der Vereinten Nationen und der Zivilgesellschaft präsentiert. Inhalt des Films sind verschiedene Initiativen von Bahá’í auf der ganzen Welt, die auf lokaler Ebene kontinuierlich zu einem kulturellen Wandel beitragen, um eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen. Er schildert Erfahrungen bei der Anwendung des Prinzips der Gleichberechtigung der Geschlechter im Leben, und wirkt so bei den Zielen der Pekinger Erklärung und Aktionsplattform (1995) mit. Im Workshop wurden mit den Teilnehmenden einige Ausschnitte aus diesem Film gemeinsam betrachtet. Anschließend reflektierten die Teilnehmenden darüber wie der Film als wichtige Ressource im persönlichen Umfeld jedes Einzelnen genutzt werden kann, um so die Bahá’íPrinzipien über die Gleichstellung der Geschlechter bekannt zu machen und die Menschen in unserem Umfeld für einen notwendigen kulturellen Wandel beteiligen zu können. Die Workshops waren aus Sicht der Teilnehmenden zeitlich sehr kurz angesetzt. Daher wurde mehrfach die Bitte geäußert, die Themen weiter zu bearbeiten und zu vertiefen. Susanne Sprung steuerte durch ihre musikalischen und tänzerischen Beiträge kreative Elemente bei und sorgte so für Freude und Beschwingtheit im Rahmen der Tagung. Die Veranstaltung, die von Claudia Mojaheri eloquent moderiert wurde, endete zur vollen Zufriedenheit aller Anwesenden mit Schlussworten, Ausblick und Abschlussgebet durch Heidi Mühlschlegel. Wir möchten an dieser Stelle allen Mitwirkenden herzlichst danken, sowohl denen, die die Veranstaltung mit ihren Beiträgen sichtbar unterstützten, als auch denen, die im Hintergrund wirkten und dafür sorgten, dass die technischen Herausforderungen bewältigt werden konnten. Hier gilt unser Dank insbesondere Tobias Engelke.

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Datum:
11. September 2021