Liebe Freundinnen und Freunde des Bahá’í-Frauen-Forum e.V.,
es ist schon wieder so weit: Der Sommer lacht und in einigen Bundesländern haben die Ferien bereits begonnen! Viele Freunde begeben sich auf Reisen oder widmen sich Zuhause angenehmen Aufgaben. Vielleicht gibt es freie Stunden und Tage zum vertieften Studium interessanter Bücher und Schriften. Deswegen möchte Euch auch das BFF mit diesem Newsletter Lesematerial an die Hand geben:
- Vertiefung in die Familienbotschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 19.03.2025
- Buchtipp von Heidi Mühlschlegel
Zu 1)
Rückblick auf die zweite BFF-ZOOM-Veranstaltung zur Vertiefung in die Familien-Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 19.03.25
Am Dienstag, den 18.06.25 ab 20.00 Uhr nahm ein kleiner Kreis von 9 Personen an unserer 2. Zoom-Veranstaltung teil, bei der wir uns vertieft mit den Kapiteln 10 ff. der oben genannten Botschaft auseinandersetzten. Zunächst begannen wir mit einer Rekapitulation unserer Zusammenfassung der 1. Vertiefung vom 20.05.25, bei der wir uns mit der Botschaft bis Kapitel 9 beschäftigt hatten.
Die vollständige Botschaft findet Ihr auf unserer website über den link UHG-Botschaften, die vollständige Zusammenfassung von Teil 1 der Vertiefung findet Ihr im Newsletter 05/2025 über den link BFF-Newsletter 05 / 2025.
Hinsichtlich der deutlich geringeren Teilnahme an dieser 2. ZOOM-Veranstaltung zur Familienbotschaft (nach 30 Teilnehmern in Teil 1) wurde aus dem Teilnehmerkreis darauf hingewiesen, dass die in manchen Bundesländern stattfindenden Ferien / Feiertag / Brückentag viele Familien zu Urlaubsreisen animiert haben. Zukünftig sollten wir bei Terminvergaben stärker auf Ferientermine Rücksicht nehmen. Wir hoffen, dies in der Zukunft besser beachten zu können.
Verlauf:
a) Eingangsgebet:
In Gedenken an die zur Zeit in vielen Ländern durch kriegerische Auseinandersetzungen leidenden Menschen wurde ein Gebet für die Rechtschaffenden, Leidenden und Unterdrückten weltweit gesprochen.
b) Rückblick auf zentrale Aussagen (kursiv) sowie Zusammenfassung der Erkenntnisse (fett) aus Teil 1 der Vertiefung (Kapitel 1-9):
Kapitel 1:
„Mit dem Voranschreiten der Gesellschaft stießen die Regelungen und Definitionen, die in einem früheren Zeitalter für die Familie vielleicht von Vorteil waren, an ihre Grenzen und eigneten sich nicht mehr für die nächste Stufe der menschlichen Entwicklung“ => Überwindung traditioneller, patriarchaler Strukturen.
Kapitel 2:
„Eine Herausforderung für die Bahá’í-Gemeinden in aller Welt besteht also darin, die gegenwärtigen Gepflogenheiten in ihren Gesellschaften zu untersuchen, sie im Lichte der Lehren abzuwägen, alle unerwünschten Tendenzen auszumerzen und zu lernen, neue Muster des Familienlebens zu etablieren, die den Bedürfnissen eines neuen Zeitalters entsprechen.“ => Kontinuierlicher Prozess, kein Festhalten am Status Quo.
Kapitel 3:
„Obwohl verschiedene Gesellschaften in verschiedenen Teilen der Welt die Bedeutung starker Familien anerkennen, gibt es Kräfte, die zur Untergrabung der Familie führen“ => hohe Scheidungsrate, eng mit gesellschaftlichen Strömungen verknüpft. Besondere Herausforderungen für Patchwork-Familien, Alleinerziehende und Singles, oft mit Überforderung und psychischer Belastung. Familien funktionieren oft auf organisatorischer Ebene, während emotionale Zuwendung, liebevoller Austausch verloren geht. => Lösungsvorschläge: einmal am Tag zusammensitzen, miteinander beten, gemeinsam essen und generell ein wertschätzender Dienst am Gegenüber.
Kapitel 4:
Die Fragen aus Kapitel 4 wurden als besonders wertvoll für Partnerschaften, Familien, Gemeinden und Ortsgruppen empfunden. Die Teilnehmer wurden daher ermutigt, sich diesen Fragen in verschiedenen Konstellationen zuzuwenden.
Kapitel 5-9:
„Neues Verständnis von Ehe“ => tiefgreifende Konsequenzen: geistige Verbindung der Ehepartner, nicht soziale, finanzielle oder andere weltliche Aspekte.
„Gegenseitige Zuneigung mit Kopf und Herz als Grundlage der Vervollkommnung ihres geistigen Lebens“. „Ehepartner wie eine einzige Seele“ => bedeutet sogar mehr als Liebesheirat.
„Unterstützung bei Entwicklung der angeborenen, gottgegebenen Potenziale“ => gegenseitige Stütze statt persönliche Selbstverwirklichung. – nicht Unterordnung sondern Dienst am Gegenüber.
„Die Beziehung des Paares wird sich auf zahllose neue Beziehungen zwischen anderen Menschen auswirken“ => besondere Wirkkraft einer Bahai-Ehe auf ihr Umfeld.
Im Zusammenhang mit dem gesellschaftlichen Rückschritt bei der Gleichstellung wurde auf Abdu’l-Bahás Vision verwiesen, dass „Frauen an den Angelegenheiten der Welt in vollem Umfang und gleichberechtigt mitwirken werden“ => ein Ziel, für dessen Erreichen noch einiges zu tun ist – insbesondere im Hinblick auf die aktuell rückläufigen gesellschaftlichen Entwicklungen.
Jedes Familienmitglied hat Rechte und Pflichten – ohne diese starr zuzuweisen.
„Kein Ehepartner ist dem anderen untergeordnet“. Zwar werden die Vorrechte der Mutter als erste Erzieherin anerkannt, gleichzeitig aber betont, dass auch der Vater in diese Aufgabe einbezogen ist. => Diese Pflicht als gemeinsames Recht zu begreifen, birgt die Grundlage echter Gleichberechtigung. Da keine Rolle endgültig festgelegt ist, können Aufgaben flexibel und im Einvernehmen geregelt werden – je nach persönlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.
„Jede Phase des Ehelebens bringt ihre eigenen Herausforderungen und Möglichkeiten mit sich, die das Paar auf kooperative und effektive Weise zu bewältigen suchen muss, während die Partner gleichzeitig den geistigen, intellektuellen und beruflichen Fortschritt von Ehefrau und Ehemann sicherstellen“ => Dieser letzte Satz in Kapitel 9 wurde von den Teilnehmenden als Hinweis auf die zunehmende Relevanz des beruflichen Fortschritts der Frau verstanden – mit dem Ziel, ihre Rolle als Friedensstifterin in Familie, Beruf und Gesellschaft zu stärken, ohne zu verkennen, dass auch eine nicht erwerbstätige Frau in die Gesellschaft wirken kann.
c) Fragen (insbesondere zu Kapitel 9), persönliche Erfahrungen, gesellschaftlicher Diskurs, Austausch
Auf Grundlage einiger Implusfragen folgte ein Austausch über persönliche Erfahrungen sowie eventuell zwischenzeitliche Erfahrungen im gesellschaftlichen Diskurs nach Teil 1 unserer Vertiefung in die Familienbotschaft.
Impulsfragen:
- Wie unterstützen sich Frau und Mann, um ihre angeborenen Potentiale zu entwickeln und zum beständigen Voranschreiten der Zivilisation beizutragen?
- Wie fördert man gegenseitig den Geistigen Fortschritt in einer Partnerschaft?
- Wie kann in der Familie der berufliche Fortschritt von Ehefrau und Ehemann sichergestellt werden? Beispiele?
- Welche familiären, beruflichen, staatlichen Strukturen helfen?
Austausch:
- Im gesellschaftlichen Diskurs wurde die Familienbotschaft – trotz ihres Bezugs auf eine gewünschte Berufstätigkeit von Müttern – vereinzelt als rückständig bewertet. Im Vergleich zum Mainstream im globalen Westen, wirke die Betonung der Mutter als „erste Erzieherin“ für Außenstehende mitunter veraltet. Andererseits wurde von den Teilnehmern angemerkt, dass gerade dieser Mainstream wahrscheinlich die Ursache für viele Überforderungen von Müttern ist.
- Es wurde die Frage diskutiert, wie Väter ihren Säuglingen und Kleinkindern die gleiche Nähe, Wärme und Geborgenheit schenken können, die den Kindern von ihren Müttern während der Stillzeit gegeben wird. Dazu gab es mehrere schöne und bildhafte Beispiele, die auch auf Kinder-Intensivstationen praktiziert werden.
- Auch die Interpretation der Frage, was unter dem Begriff der „ersten Erzieherin“ zu verstehen ist, brachte interessante Überlegungen: Bezieht sich der Begriff vielleicht schon auf die „Erziehung“ (Fürsorge) im Mutterleib? Eine Teilnehmerin brachte den Gedanken ein, dass Erziehung bereits mit der Geburt der Mutter – und auch des Vaters – beginne, und lenkte damit den Blick auf den fortlaufenden, generationsübergreifenden Prozess, der Erziehung prägt.
- Es wurde deutlich, dass der besondere Wert der Familienbotschaft in ihrer ausgewogenen Haltung liegt – eine Haltung, die sich wohltuend von einseitigen gesellschaftlichen Strömungen abhebt, gleich in welche Richtung diese tendieren. Der Umstand, dass ein früher (Wieder-)Eintritt von Müttern in den Beruf oft ökonomisch motiviert ist – sei es durch finanzielle Notwendigkeit, Fachkräftemangel oder den Wunsch nach Selbstverwirklichung, Unabhängigkeit und beruflicher Entfaltung – wurde als ambivalent empfunden. All diese Gründe sind nachvollziehbar und legitim, doch sollte dem geistigen Aspekt der Elternschaft, insbesondere dem behutsamen Aufbau einer innigen Bindung innerhalb der Familie, mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit geschenkt werden. Wenn Eltern hier gemeinsame Wege finden – etwa indem Väter sich verstärkt in der Kindererziehung engagieren – können vielfältige Modelle entstehen, die dem Wohl aller Beteiligten dienen. In unserer Zoom-Runde profitierten wir von den reichen Erfahrungen der Teilnehmerinnen, die verschiedene Lebens- und Arbeitsmodelle lebendig werden ließen: vom Rollentausch zwischen Frau und Mann, über den Wechsel zwischen Vollzeit, Teilzeit und ehrenamtlichem Engagement, bis hin zu Arbeitszeitreduktionen mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen. So berichtete eine Mutter davon, wie sie durch ihr Vorbild – sei es im Lernen, im Umgang mit Krankheit oder im persönlichen Weiterkommen mit familiärer Unterstützung – die Haltung des lebenslangen Lernens an ihre Kinder weitergab. Eine andere Teilnehmerin erzählte von der Herausforderung, die Bedürfnisse ihres Partners zurückzustellen, während sie selbst beruflich voll ausgelastet war und zugleich eine Leitungsfunktion in einer gemeinnützigen Organisation übernahm. Eine Single-Frau sprach über die zunehmende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz und die damit verbundenen Chancen auf mehr Flexibilität hinsichtlich Arbeitsort, -zeit und Präsenzkultur in der Zukunft. In einer respektvollen, wertschätzenden Atmosphäre konnten wir durch aufmerksames Zuhören und fortlaufenden Dialog Einblick in eine Vielzahl unterschiedlicher Lebensrealitäten gewinnen – Strukturen, die sich mit Blick auf die Zukunft weiter differenzieren und bereichern werden.
- Der Fokus der Familienbotschaft auf die Einheit von Familien und die wertvollen Hinweise, wie diese zu erreichen ist, können ein Leitbild sein, an dem sich Familien orientieren und die sicherlich auch schon umgesetzt werden.
- Es wurden eindrucksvolle Beispiele dafür genannt, wie kraftvoll der geistige Impuls wirkt, der aus dem gemeinsamen Studium der Bahá’í-Schriften – etwa zu Themen wie Ehe, Kindererziehung und gegenseitigem Dienen – erwächst und die Qualität des Familienlebens deutlich stärkt. Dabei wurde auch betont, welche gesellschaftliche Strahlkraft einer Ehe innewohnen kann, die sich an diesen geistigen Idealen orientiert und dies im Alltag sichtbar werden lässt
d) Kapitel 10 ff.
Der BFF-Vorstand hatte sich ursprünglich beim Studium der Familienbotschaft auf Aussagen konzentrieren wollen, die sich explizit mit der Rolle der Frau beschäftigen. Die Teilnehmenden formulierten aber den Wunsch, sich mit der kompletten Botschaft zu beschäftigen und ggf. auch weitere Folgetermine anzusetzen, um eine langsame und wirkungsvolle Vertiefung möglich zu machen. Im Folgenden wurden daher durch intensives Studium die Kapitel 10-12 bearbeitet:
Kapitel 10
Im unterstützenden Umfeld der Familie bieten Eltern ihren Kindern aufmerksame Anleitung, wobei sie ihre Methoden und Ansätze jeder Phase der kindlichen Entwicklung, vom Säuglingsalter bis zur Reife, anpassen. Dabei dient die Gestaltung ihres täglichen Lebens und ihrer eigenen Interaktionen als Vorbild sowie auch zahllose liebevolle Gespräche mit ihren Kindern als Rat und Hilfestellung, wodurch Kinder eine Vielzahl wertvoller Eigenschaften, Haltungen, Gewohnheiten und Fähigkeiten zunehmender Komplexität entwickeln.
Von klein auf lernen Kinder, sich Gott zuzuwenden und Ihn zu lieben, zu beten und täglich das Wort Gottes zu rezitieren, sich selbst als edle Seelen zu sehen, die danach streben, geistige Eigenschaften zu entwickeln, andere sich selbst vorzuziehen und diese Eigenschaften in fürsorglichen und kooperativen Beziehungen zum Ausdruck zu bringen. Mit fortschreitender Entwicklung lernen sie, sich an Entbehrungen zu gewöhnen, Selbstdisziplin und Verantwortungsbewusstsein zu üben, das eigene Selbst in den Hintergrund zu stellen und sich Kenntnisse in Künsten und Wissenschaften anzueignen. Und während sie sich zunehmend selbständig in die Welt begeben, lernen sie, eine Haltung des Dienens zu entwickeln, die göttlichen Lehren anzuwenden und zu verbreiten, Meinungsverschiedenheiten zu lösen, an Beratungen teilzunehmen, standhaft im Bund zu bleiben, sich für die Besserung der Welt einzusetzen und sich den Dingen zuzuwenden, die zu unvergänglicher Ehre führen.
Die Bahá’í-Schriften eröffnen eine unerschöpfliche Quelle an Erkenntnissen, durch die grundlegende Einstellungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten – wie geistige Haltung, Erziehungsverantwortung und soziale Kompetenzen – entwickelt und gefördert werden. Das Trainingsinstitut bietet dabei eine unverzichtbare Unterstützung für alle Familienmitglieder, indem es ihr Verständnis vertieft und ihre praktischen Fähigkeiten im Alltag stärkt. Teilnehmende mit langjähriger Erfahrung im Institutsprozess betonten anerkennend (und veranschaulichten dies durch zahlreiche Beispiele), wie sich das Material für Kinder-, Jugend- und Erwachsenengruppen kontinuierlich weiterentwickelt hat – und dabei eine wachsende inspirierende Kraft für den Alltag entfaltet.
Es mag auch andere Ressourcen zur Unterstützung der materiellen, sozialen, körperlichen und geistigen Erziehung junger Menschen geben, die die Familie in Anspruch nehmen kann – Schulen, das Gemeindeleben, Sport-, Kultur- und Dienstprojekte in der Gesellschaft und so weiter. Die letztendliche Verantwortung für die angemessene und vollständige Erziehung der Kinder liegt jedoch bei den Eltern.
Kapitel 11
Im Laufe der Zeit entwickeln sich die Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern und nehmen unterschiedliche Formen an. Sorgfältig gepflegte Bande der Liebe und Einigkeit unter Geschwistern bieten ein Leben lang Unterstützung und aufbauenden Halt und dienen als Bollwerk gegen kleinliche Eifersüchteleien und Spaltungen, die im Familienleben aufkommen können. Zweifelsohne sind die Rechte und Pflichten erwachsener Kinder nicht dieselben wie in ihrer Jugend. „Es kann Zoff unter Geschwistern geben, doch die Sicherheit gegenseitiger Unterstützung bei Schwierigkeiten und im Notfall für die nächste Generation würde nicht in Frage gestellt.“ so eine Teilnehmerin.
Eltern sollten sensibel auf solche Veränderungen achten, während sie ihre Kinder auf das Erwachsenwerden vorbereiten – indem sie deren Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein im Verlauf des Heranwachsens achtsam und unterstützend fördern.
Ihr ganzes Leben lang respektieren und ehren junge Menschen ihre Eltern, dennoch müssen sie mit zunehmender Reife ihr Leben und ihre Entscheidungen selbst in die Hand nehmen. Mit der Zeit ändern sich die Verpflichtungen, und ein Kind kann aufgrund der Umstände zunehmend dazu aufgefordert sein, die Eltern im Alter zu unterstützen. „Man kann etwas an Fürsorge, die man selbst erhielt, zurückgeben.“ Welch ein gutes Gefühl auch lange nach dem Tod des Elternteils noch!
Kapitel 12
Die Beziehungen der Kernfamilie sind in immer größer werdende Beziehungskreise eingebettet, angefangen bei der Großfamilie. Großeltern, Tanten, Onkel und Cousins bieten Fürsorge und Unterstützung, die dazu beitragen, den Zweck und die Verantwortlichkeiten der Familie zu erfüllen. Die Merkmale solcher familiären Beziehungen erstrecken sich auch über die Familie hinaus auf Bahá’í und andere Freunde, die einer Familie auf verschiedene Weise zur Seite stehen können. In dem engmaschigen sozialen Netz, das in einer lebenssprühenden Gemeinschaft geknüpft wird, bieten die Älteren Vertiefung, klugen Rat und ein prägendes Vorbild. Andere bringen sich als geistige Tanten und Onkel ein, schenken Zuwendung, nehmen Anteil an der Sorge um den Fortschritt der jungen Menschen und bieten Unterstützung an, die die mühsame Arbeit und die hohen Bestrebungen der Eltern verstärkt. Wie ältere Brüder und Schwestern helfen Jugendliche den Jüngeren auf vielfältige Weise und inspirieren sie.
Auf diese Weise wird das Gefühl der Einheit, der Liebe, der Fürsorge, des Vertrauens und der Solidarität, welche zunächst in der Familie kultiviert wird, allmählich in das Beziehungsgeflecht der Gemeinschaft eingewoben.
Aus dem Teilnehmerkreis wurde berichtet, wie wichtig eine gut funktionierende Nachbarschaft verschiedener Generationen ist, insbesondere dann, wenn Familienangehörige nicht zur Verfügung stehen.
In Kürze wird der Vorstand zur gemeinsamen 3. Vertiefung in die Familienbotschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit einladen. Dabei werden wir uns mit den Kapitel 13-19 beschäftigen, die sich mit der Stellung der Familie innerhalb gesellschaftlicher Strukturen befasst. Auch Personen, die an den vorangegangenen Teilen nicht teilnehmen konnten, sind herzlich eingeladen – ein späterer Einstieg in die Vertiefung ist gut möglich und würde die gemeinsame Betrachtung in wertvoller Weise ergänzen.
Zu 2)
Buchtipp für die Sommerferien von Heidi Mühlschlegel:
Alma Sedonia Knobloch – Dienerin des Göttlichen Plans
Von Jennifer Redson Wiebers
Aus dem Bahai-Verlag (Bestell-NrRE4-001-S-DE, ISBN978-3-87037-692-5)

Dieses Buch ist mehr als eine Biografie! Es ist auch die spannende Geschichte der Anfänge des Bahai Glaubens in ganz Deutschland.
Viele Bahai kennen den deutsch-amerikanischen Zahnarzt Dr. Edwin Fischer, der den Bahai-Glauben nach Deutschland brachte und hörten davon, wie er an seinem Zahnarztstuhl in Stuttgart von seinem Glauben erzählte. Aber wie gelangte der Bahai-Glaube in alle Winkel Deutschlands? Warum haben wir das nicht schon lange gelernt? Und warum schreibt die Amerikanerin Jennifer Redson Wiebers davon in einem Buch?
Welch eine Fügung, dass sie sich in der Nähe des Sterbeortes von Alma Sedonia Knobloch, an einem Wasserfall von ihr beim Lesen der Sendschreiben zum Göttlichen Plan inspiriert fühlte, dort Führungen für Kinder und Jugendliche anbot, einmal dort ins Wasser fiel und mit Lachen in ihren deutschen Gast Carsten Wiebers verliebt, ihn heiratete und 1993 nach Deutschland zog.
Auf einer Sommerschule sprach ich sie an mit der Frage, ob sie denn hier auch wieder in ihrem naturwissenschaftlichen Beruf als Bodenphysikerin tätig sei. Zu meinem Erstaunen sagte sie: Nein, sie schreibe an einem Buch.
OK, so etwas wie einen Harry-Potter-Roman hätte ich ihr durchaus zugetraut – so engagiert, wie sie war, in ihrer Arbeit mit Kindern. Allerdings war es damals noch ungewiss, ob das mit dem Buch wirklich etwas werden würde und ich dachte mir: Als Frau mit einem Beruf in der Agrarphysik wäre sie gesellschaftlich auch ein wunderbares Vorbild! Doch Jennifer Redson-Wiebers hatte sich anders entschieden und schrieb ein Buch über Alma Sedonia Knobloch!
Alma wurde 1864 in Deutschland geboren, war klein von Wuchs und siedelte mit ihrer Familie in die Vereinigten Staaten um. Dort lernte sie den Bahá‘í-Glauben kennen und war Schülerin des berühmten Bahai-Gelehrten Mìrzà Abu´l-Fadl. Wie wir im Sendschreiben zum Göttlichen Plan von ´Abdu´l-Bahá lesen können, reiste sie später allein von Amerika nach Deutschland, „In welch großem Maße wurde sie bestätigt.“ Der im Buch wiedergegebene Briefwechsel zwischen Alma Knobloch und ´Abdu´l-Bahá, mit all seinen Ermutigungen, wird in diesem Buch teilweise erstmals veröffentlicht und berührt beim Lesen. Da Almas große Schwester Fanny als Unternehmerin in der Lage war, sie finanziell zu unterstützten, konnte sie in Deutschland ihr ganzes Potential als Lehrerin entwickeln. Sie fing ihre Lehrarbeit bei einzelnen Personen an, sprach dann vor Gruppen und schließlich in öffentlichen Räumen vor Jung und Alt aus allen Gesellschaftsschichten.
Welch ein Zusammenhalt zwischen den beiden Schwestern war das, der durchaus auch mit Opfern einherging! Und ist dieser nicht auch ein praktisches Beispiel für die letzten Abschnitte der aktuellen Familienbotschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit?
Jennifer Redson Wiebers hat engagiert und gründlichst recherchiert und uns in Deutschland mit ihrem Buch ein großes Geschenk hinterlassen. Begeistert forschte sie in Archiven in Europa und Amerika, denn Alma Knobloch zog zurück zu ihren Schwestern nach Amerika und wurde später durch Reisen in Amerika zu einer Vorreiterin bei der Überwindung der Rassentrennung. Dadurch hatte sie persönlich Anteil am Aufbau der gemischten Bahai-Gemeinden in den Südstaaten, was in Jennifer Redson-Wiebers Buch sehr spannend zu lesen ist.
Schon 2024 bot das BFF interessierten Mitgliedern eine ZOOM-Veranstaltung, bei der wir Jennifer Redson Wiebers persönlich erleben konnten, wie sie engagiert und begeistert aus der Recherchezeit für die englische Originalausgabe ihres Buches über Alma Sedonia Knobloch berichtete. Ihr hatte die Forschungsarbeit große Freude bereitet und darum rief sie bei unserer Veranstaltung vor allem ältere Gläubige dazu auf, ihr Wissen über die Anfänge des Glaubens für zukünftige Generationen ebenfalls niederzuschreiben und so zu bewahren.

Es ist so spannend, im Buch zu lesen, in welcher Stadt, in welchem Dorf oder am eigenen Wohnort Alma Knobloch damals war und was dort geschah. Wie sprach sie mit ihrer Verwandtschaft? Wie mit den einzelnen Personen? Wie reagierte sie auf Ablehnung? Wie ging sie mit den vielen Schwierigkeiten, mit fehlenden Mitteln um? Wie baute sie eine Gruppe auf? Und: Wo stehen wir heute?
Die damalige Zeit in Deutschland, am Ende mit dem 1. Weltkrieg, mit all den damit verbundenen Schwierigkeiten, wie der Unterbrechung der Kommunikation zu `Abdu´l-Bahá in Haifa und zur Familie in Amerika sowie Almas persönlicher Umgang mit dieser Situation, ist für uns hoch interessant und ermutigend zu lesen. Gerade, wenn wir auf die heutige, erneute Kriegszeit in Europa blicken.
Ebenso spannend ist es, ein so reichhaltiges wissenschaftliches Werk mit so vielen Lebensgeschichten zu lesen – geschrieben von einer Autorin, die um Führung für ihren Lebensweg bat, ein Ziel dann spürte und es mit der Ermutigung ihres Ehemannes in begeisternder Vernetzungsarbeit anging. Ihr stetes Vertrauen in die Führung ermöglichte es ihr über Jahrzehnte, sich voller Enthusiasmus der umfangreichen Aufgabe zu stellen, durchzuhalten und ihr Ziel zu erreichen. Aber: Schaut selbst!
Die englische Ausgabe des Buches erschien im George Ronald Oxford Verlag. Inzwischen ist die deutsche Übersetzung im Bahai-Verlag erhältlich Alma Sedonia Knobloch | Dienerin des Göttlichen Plans | Redson Wiebers, Jennifer | Bahá’í Verlag Onlineshop
Liebe Freunde, wir wünschen Euch erholsame Sommertage und melden uns bald wieder. Bis dahin,
Lasst es Euch gut gehen!
Euer Bahá’í-Frauen-Forum e. V.
i.A. Sonja Jochum
Vorstand – Sekretariat
Burrwiesenweg 7, 66538 Neunkirchen, 0162 2071445