Am 13.11.2022 fand im Rahmen der Jahrestagung 2022 des Bahá’ì-Frauen-Forum e.V., die dieses Jahr in Saarbrücken durchgeführt wurde, auch eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „grundlegender Perspektivwechsel zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ statt, die der BFF Saarland mit hochkarätigen Teilnehmern und Gästen in der Europa-Jugendherberge Saarbrücken organisiert hatte.
Während die begleitenden Kinder altersgerecht betreut wurden, konnten sich „die Großen“ mit verschiedenen Diskutanten aus der Gesellschaft über die Herausforderungen austauschen. Dabei hatte jeder Podiumsgast unterschiedliche Schwerpunkte, die in der Summe ein rundes Bild über die Anforderungen der Gegenwart abgaben – aber auch eine Vision für die Zukunft ausgestalteten.
Die Staatssekretärin des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit des Saarlandes, Bettina Altesleben, die Gleichstellungsbeauftragte der Uni Saarbrücken, Frau Dr. Sybille Jung sowie die Vorsitzende von UN Women Deutschland, Elke Ferner zeigten die notwendigen politischen Rahmenbedingungen auf, die es Familien zukünftig leichter machen sollen, Familienleben und berufliche/gesellschaftliche Anforderungen in Einklang zu bringen. Dagegen deutete Dr. Hamid Peseschkian an, dass die besten Rahmenbedingungen nichts nutzen, wenn nicht auch jeder Einzelne bereit ist, seine Eigenverantwortung zu übernehmen. Was die stete Allgegenwart von Handys und das Suchtpotential von Sozialen Medien mit dem Verhältnis von Eltern und Kindern macht, war schon erschreckend zu erfahren. Denn es sind die KINDER, die sich in dem von ihm als ärztlicher Direktor geleiteten Psychotherapeutenzentrums in Wiesbaden darüber beschweren, dass ihre ELTERN nur noch am Handy hängen und die Interaktion mit den Kindern immer mehr in den Hintergrund gerät. Herr Eckard Schmidt, nach eigenen Worten „Wochenend-Papa“ – erzählte aus seiner Sicht, welchen Stellenwert-Wandel Beruf und Familie in seinem Leben durchlaufen haben. Dazu konnte Shila Meyer-Behjat, neues Vorstandsmitglied des BFF, berufstätige Mutter – Journalistin und Buchautorin – ihre Sichtweise ergänzen, die den Spagat aufzeigt, der immer noch notwendig ist, um gesellschaftlich aktiv zu sein: Bei einem fiebernden Kind war es ihr durch die ZOOM-Übertragung möglich, wie leibhaftig anwesend zu sein.
Wie wertvoll waren die bei der Begrüßung von Frau Ferah Aksoy-Burkert, ebenfalls Vorstandsmitglied des BFF und psychologische Psychotherapeutin sowie von Frau Dr. Helia-Verena Daubach in der Moderation gesetzten Impulse, die sich aus dem Bahá’í Glauben nähren. Die geistige und moralische Kraft, die wir aus den heiligen Schriften Bahá’u’lláhs beziehen, war immer wieder als inspirierender Impuls zu spüren und übertrug sich sichtbar auf das Publikum. Bei dem anschließenden Brunch konnten die wertvollen Gedanken weiter miteinander geteilt werden. Das gemeinsame Gefühl von Einheit in Vielfalt, von Hoffnung und Zuversicht zog sich als motivierender Kraftquell durch alle Gespräche…
Schon am Vortag hatten sich die Teilnehmer der diesjährigen Jahrestagung nach ihrer Mitgliederversammlung in einem Workshop mit dem Thema „Grundlegender Perspektivwechsel auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ auseinandergesetzt. Die wertvollen Workshop-Beiträge der Mitglieder führten zu einer gemeinsamen Meinungsbildung über die notwendigen Schritte für eine Besserung der aktuell noch unbefriedigenden Situation.
Die Jahrestagung 2021 war die Jubiläumsveranstaltung zum 25jährigen Bestehen des BFF und fand am Samstag, den 11.09.2021 unter dem Motto „ Autorität, Macht und Rollenverständnis im Wandel – Führungsdimensionen für eine Kultur der Zukunft“ statt. Es nahmen mehr als 50 Teilnehmende teil. Inspiriert von der jüngst erschienen BIC Stellungnahme „Führungsqualitäten für eine Kultur der Gleichberechtigung in Gefahren- und Friedenszeiten“, wollte sich das BFF Deutschland mit diesem sehr aktuellen und gesellschaftlich relevanten Thema im Rahmen der Jubiläumveranstaltung beschäftigen. Nach einer einstimmenden Andacht und den Begrüßungsworten durch das BFF gab uns Frau Dr. Ingeborg Franken-Boeringer einen Rückblick von den Anfängen der Entstehung des BFF Deutschlands im Jahre 1996, initiiert durch den Nationalen Geistigen der Bahá´í in Deutschland, bis zu den aktuellen Aktivitäten des Bahá´í-Frauen-Forums. Es war eine gelungene Zusammenfassung der wichtigsten Highlights dieses Zeitraums. Anschließend kamen unterschiedliche Gratulanten zu Wort, die sich mit dem BFF im Laufe der 25 Jahre verbunden fühlten und ihre Wertschätzung dem BFF gegenüber ausdrückten. Zuallererst beglückwünschte Frau Marjam-Zölzer-Yazdani in Vertretung des Nationalen Geistigen Rates das BFF Deutschland hinsichtlich ihrer vielfältigen Art und Weise in den letzten 25 Jahren den gesellschaftlichen Diskurs in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit gestaltet zu haben. Sie erläuterte, dass das Thema des „Fortschritts der Frauen, wenn es auch jetzt im Jahre 2021 neue Dimensionen annimmt, absolut vordergründig ist“. In einer Welt, die immer mehr vernetzt und verbunden ist, wird uns das täglich vor Augen geführt. Im Rahmen der Pandemie und die einhergehenden Umstände in Deutschland zeigen, dass noch viele Grundannahmen neu überdacht, Vorurteile abgelegt, und die vielfältigen Fähigkeiten und bereichernden Eigenschaften von Frauen gesehen werden müssen, damit eine gerechte Gesellschaft aufgebaut werden kann. Sie umriss die Vision der Bahai hinsichtlich Geschlechtergerechtigkeit und zitierte Abdul-Bahá wie folgt: ”..folglich wird das neue Zeitalter weniger männlich und mehr von den weiblichen Leitbildern durchdrungen sein, oder genauer gesagt, es wird ein Zeitalter sein, in dem die männlichen und weiblichen Elemente der Kultur besser ausgeglichen sein werden.“ Zu weiteren Gratulanten gehörten auch Verbände, mit denen das BFF Deutschland seit vielen Jahren erfolgreich zusammenarbeitet. Elke Ferner, Präsidentin des UN Women Deutschland, gratulierte dem BFF und drückte ihre Freude über die gemeinsamen Ziele der beiden Frauenorganisationen aus. Das UN-Women wie auch das BFF sehen in der Verwirklichung der Geschlechtergerechtigkeit die Voraussetzung für eine gerechte und nachhaltige Entwicklung der Menschheit, die sowohl Frauen als auch Männern zu Gute kommt. „Frauenrechte sind Menschenrechte und sind nicht teilbar“. Elke Ferner drückte ihre Freude hinsichtlich der weiteren Zusammenarbeit beider Frauenorganisationen aus. Anschließend wurde ein Brief vom Frauen – Netzwerk für Frieden verlesen, worin die Bandbreite der Ansätze des Bahá´í- Frauen-Forums lobend zum Ausdruck gebracht wurde und ausdrücklicher Dank des „Frauen-Netzwerks Frieden“ hinsichtlich vieler Inspirationen, die es durch das BFF erfahren habe, ausgedrückt. Janet Khan, die sich stets mit dem BFF Deutschland verbunden fühlte und im Jahr 2000 mit ihrem Mann Peter Khan ein ganzes Wochenende bei Veranstaltungen in Wiesbaden und Hofheim zum Thema „Fortschritt der Frau“ gesprochen hatte, gratulierte dem BFF und würdigte sein vielfältiges Engagement. Bezugnehmend auf die Bedeutung der Rolle der Frauen in der Pandemie, zitierte sie die UN Erklärung „…dass die Covid-Pandemie nicht nur eine Herausforderung für unser Gesundheitssystem ist, sondern zugleich eine geistige Prüfung für die Menschheit darstellt“. Sie ermutigte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu „Architekten“ für den Aufbau einer besseren Welt zu werden. Jane Povey, die Direktorin der Banani Schule in Sambia, dankte zunächst für die Spenden der letzten Jahre dem BFF Deutschland und gratulierte für die engagierte Arbeit der 25 Jahre. Die Einheit und Gleichwertigkeit aller Menschen, als ein einzigartiges Prinzip unseres Glaubens, und Tahirih als Wegbereiterin für dieses wichtige Unterfangen in der Menschheitsgeschichte, stellt ein wichtiges Ziel ihrer Schule dar. In der Banani-Schule haben bereits über 600 Schülerinnen Abschlüsse in den Bereichen Medizin, Recht, Ingenieurswesen, Erziehung, und vielen anderen Berufen gemacht. Nach den Grußworten hielt unsere geschätzte Saba Khabírpour das Grundsatzreferat. Mit dem einleitenden Zitat „Befasst euch mit den Nöten der Zeit in der ihr lebt, und legt den Schwerpunkt eurer Überlegungen auf ihre Bedürfnisse“, schlug sie eine wunderbare Brücke zum Thema Gleichberechtigung von Frau und Mann und hob hervor „was kann am Ende des Lebens schöner sein als festzustellen, dass man zum Fortschritt, Wohlergehen der Menschheit – seiner Mitmenschen beigetragen hat“. Sie hob hervor, dass es wichtig ist, in dem Wunsch nach Wandel, „ nicht passiv, nicht nur Zuschauer zu sein!“, sondern sich in seinem eigenen Umfeld für die Prinzipien einzusetzen. Außerdem betonte sie, dass echte Gleichberechtigung von Frauen und Männern nicht etabliert werden kann, ohne dass die geltenden Machtvorstellungen, die das heutige Denken beherrschen, ernsthaft hinterfragt und von Grund auf neu definiert werden. In diesem Prozess sollten Frauen und Männer Schulter an Schulter gemeinsam arbeiten, und dabei mehr von Fähigkeiten statt von Haben/Nicht-haben reden. Im Anschluss an die Grußreden befassten sich die Teilnehmenden in zwei Workshop-Blöcken am Vormittag und am Nachmittag mit unterschiedlichen Aspekten hinsichtlich Führungsdimensionen in unserer Gesellschaft. Vor der Mittagspause wurden die Teilnehmenden zu zwei Workshops eingeladen: der eine zum dem Themenkreis „Erziehung, Familie und Schule“, geleitet von mit Karen ReitzKoncebovski und Anja Niemand, der andere zum Thema Kunst. Macht. Medien, geleitet von Shila Meyer-Behjat. In dem Workshop „Erziehung, Familie und Schule“, war der Fokus auf folgende Themen gerichtet: Was bedeutet und wie äußert sich ein neues Verständnis von Autorität und wie zeigt sich Führung in den Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern oder zwischen Lehrkräften/ pädagogischen Fachkräften/ Tutor/innen und den Gruppen, mit denen sie arbeiten, oder auch zwischen Leitungspersonen und ihren Teams? Zur Einleitung gingen die Workshopleiterinnen dieser Frage im Dialog nach und ließen insbesondere Erfahrungen aus der pädagogischen Arbeit und der Teamentwicklung im Bahá´í-inspirierten Kindergarten Wilde 9 einfließen. Anschließend waren die Teilnehmenden eingeladen, die Fragen aus einer
für sie relevanten Perspektive näher zu erörtern. Zur Wahl standen die „Perspektive Mutter oder Vater“, „Lehrer/in oder Erzieher/in, Leiter/in einer Kinderklasse bzw. Juniorgruppe sowie die Perspektive „Leitung einer Schule, pädagogischen Einrichtung oder eines Teams“. Im Parallelworkshop Kunst. Macht. Medien, geleitet von Shila Meyer-Behjat beschäftigten sich die Teilnehmenden mit den Einflüssen von uns umgebenden Medien, Kunst und Design und in welcher Weise sie unseren Alltag bestimmen. Vor allem welche Gender bezogenen Muster es hier gibt – bei BetrachterInnen und Schaffenden? Gibt es weibliche oder männliche Kunst? Oder gibt es einfach Männer und Frauen, die Kunst machen? Außerdem wurde darüber
reflektiert, was es bedeutet, wenn Frauen systematisch bisher ausgeschlossen wurden, Kunst und Medien zu schaffen. Auch hier ging es bei dem Workshop darum welchen Beitrag wir leisten können neue Denkweisen als Bahá´í zu entwickeln, und eigene Stereotype zu hinterfragen. Nach der Mittagspause erwarteten die Teilnehmenden weitere ansprechende Workshops. Zum einen der Workshop „Wirtschaft/Politik“, geleitet von Uta Schellenberger-Nicoubi. In diesem genannten Workshop wurde darüber reflektiert, welche Führungsstile wir in Unternehmen, im Beruf, der Politik und auch im Alltag herkömmlicherweise erleben? Was sind die Herausforderungen hinsichtlich Gleichstellung? Ist eine neue Führungskultur in
Unternehmen erkennbar? Wie wird Macht und Führung neu definiert und gelebt? Worauf sollten wir achten, was sollten wir üben? Frau Schellenberger- Nicoubin. konnte uns aus ihren vielfachen Erfahrungen aus ihrer eigenen beruflichen Entwicklung teilhaben lassen. Sie kehrte auch die Geschlechterunterschiede hinsichtlich Selbstvertrauen im Beruf heraus. Z.B., dass Frauen nach wie vor ein geringeres Selbstvertrauen haben als Männer; ebenso, dass Frauen ein negatives Feedback länger mit sich herumtragen als Männer´; und dass Frauen vielfach den Fehler in sich suchen, als externe Ursachen dafür verantwortlich zu machen. Auf großes Interesse bei den Teilnehmenden stieß das Thema: Neue Herangehensweisen in Institutionen und Unternehmen für junge Frauen. Frau Schellenberger -Nicoubin konnte auf die Fragen der Teilnehmenden kompetente Antworten geben. Der Parallel-Workshop beschäftigte sich mit dem Film „Einblicke in den Geist von Geschlechtergerechtigkeit“ mit Gisa Meier-Floeth und Dr. Ingeborg Franken-Boeninger. Anfang Februar 2021 erstellte die Internationale Baha’i Gemeinde (BIC) einen etwa 40-minütigen Film mit dem Titel „Glimpses into the Spirit of Gender Equality“. Das Bahá’íFrauenforum übersetzte die englischen Untertitel ins Deutsche, um den Film im deutschsprachigen Europa besser einsetzen zu können. Dieser Film wurde erstmals in einer Versammlung der Vereinten Nationen mit mehr als 750 Teilnehmern aus aller Welt – darunter Botschafter, Vertreter der Vereinten Nationen und der Zivilgesellschaft präsentiert. Inhalt des Films sind verschiedene Initiativen von Bahá’í auf der ganzen Welt, die auf lokaler Ebene kontinuierlich zu einem kulturellen Wandel beitragen, um eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen. Er schildert Erfahrungen bei der Anwendung des Prinzips der Gleichberechtigung der Geschlechter im Leben, und wirkt so bei den Zielen der Pekinger Erklärung und Aktionsplattform (1995) mit. Im Workshop wurden mit den Teilnehmenden einige Ausschnitte aus diesem Film gemeinsam betrachtet. Anschließend reflektierten die Teilnehmenden darüber wie der Film als wichtige Ressource im persönlichen Umfeld jedes Einzelnen genutzt werden kann, um so die Bahá’íPrinzipien über die Gleichstellung der Geschlechter bekannt zu machen und die Menschen in unserem Umfeld für einen notwendigen kulturellen Wandel beteiligen zu können. Die Workshops waren aus Sicht der Teilnehmenden zeitlich sehr kurz angesetzt. Daher wurde mehrfach die Bitte geäußert, die Themen weiter zu bearbeiten und zu vertiefen. Susanne Sprung steuerte durch ihre musikalischen und tänzerischen Beiträge kreative Elemente bei und sorgte so für Freude und Beschwingtheit im Rahmen der Tagung. Die Veranstaltung, die von Claudia Mojaheri eloquent moderiert wurde, endete zur vollen Zufriedenheit aller Anwesenden mit Schlussworten, Ausblick und Abschlussgebet durch Heidi Mühlschlegel. Wir möchten an dieser Stelle allen Mitwirkenden herzlichst danken, sowohl denen, die die Veranstaltung mit ihren Beiträgen sichtbar unterstützten, als auch denen, die im Hintergrund wirkten und dafür sorgten, dass die technischen Herausforderungen bewältigt werden konnten. Hier gilt unser Dank insbesondere Tobias Engelke.
Die Jahrestagung 2020 des Bahá’í-Frauen-Forums fand am 28.11.2020 per Zoom statt und war mit annähernd 80 Teilnehmenden gut besucht. Es begann mit einem Vortrag von Ferah Aksoy-Burkert zum Thema: „Psychische Herausforderungen und psychische Stärken von Frauen in dieser besonderen Zeit“. Frau Aksoy-Burkert ist Dipl. Psychologin und psychologische Psychotherapeutin, Managementtrainerin und Coach, mit den Schwerpunkten Arbeits- und Organisationspsychologie mit eigener Praxis. Zunächst stellte sie fest, dass diese Krise zwar jede/n betrifft, aber vor allem Frauen besonders darunter leiden. Die Gründe dafür sind u.a., dass der Frauenanteil in den systemrelevanten Berufsgruppen bei knapp 75 Prozent liegt, sie überproportional finanzielle Nachteile durch Minijobs erfahren (kein Kurzarbeitergeld) und es Anzeichen für vermehrte Gewalt im familiären Kontext gibt. Auch davon sind Frauen deutlich häufiger betroffen. In der Bertelsmann-Studie 2020 wurde die Corona-Krise und Strategien der Bewältigung untersucht. Dabei wurden die Typen: Krisenmanagerin, kreative Vergemeinschafter, Optimisten, Schutzsuchende, tatkräftige Aktivistin und ihre Bewältigungsstrategien vorgestellt. Es zeigt sich, dass Resilienz, d.h. die Widerstandskraft von Individuen angesichts belastender Lebensereignisse[1] ein probates Mittel zur Überwindung von Lebenskrisen ist. Resilienz spielt eine entscheidende Rolle bei den „vier Qualitäten des Lebens“ [2] zur Bewältigung von Herausforderungen, wie: Fantasie/ Zukunft/ Sinn, Körper, Kontakte, Leistung. Dies wird von den Schutzfaktoren wie emotionale Beziehung zu mindestens einer Person, dem aktiven Problembewältigungsstil, der sozialen Unterstützung, der Selbstwirksamkeit, des gesunden Selbstvertrauens, vorhandener Gesundheitsressourcen und Spiritualität bestimmt.
Spielt das Geschlecht dabei eine Rolle? Was sind die Stärken der Frau? Sind Frauen resilienter? In der Studie von Kauai [3] zum Thema Resilienz und Geschlecht schienen Mädchen unter den resilienten Kindern eindeutig stärker vertreten zu sein als Jungen: Sie zeigten seltener Verhaltensauffälligkeiten und hatten ein positiveres Bild von sich als Jungen. Außerdem zeigte sich, dass Mädchen im Kindesalter mehr soziale Unterstützung mobilisieren können und über bessere personale Problemlösefertigkeiten, die als Zeichen von Resilienz gewertet werden, verfügen, als gleichaltrige Jungen. Resiliente männliche Jugendliche der Kauai –Studie zeigten geschlechtsuntypische Ausprägungen von Fürsorge, emotionaler und sozialer Orientierung.
Und auch andere Studien weisen auf die Stärken von Frauen:
- Empathiefähigkeit und tragfähige Beziehungen [4] . Frauen wenden sich in Krisenzeiten mehr Freunden und Nachbarn zu.
- Wer sich gesund fühlt und über ein gesundes Urvertrauen beziehungsweise Gottvertrauen verfügt, schätzt das Ansteckungsrisiko für sich als vernachlässigbar ein.[5] Die Bedeutung von Glauben als Schutzfaktor in schwierigen Zeiten ist bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern.
- Im Erwachsenenalter zeigt sich besseres Erholen von Krankheiten als bei Männern [6]
Die Bahá´í-Schriften verweisen ebenfalls auf die weiblichen Werte: „Die Frau hat mehr Zivilcourage als der Mann; sie hat auch besondere Gaben, die sie in Gefahr und Krisenzeiten befähigen, den Überblick zu bewahren…im Großen und Ganzen haben die Frauen heute einen stärkeren Sinn für Religion als die Männer. Die Intuition der Frau ist treffsicherer, sie ist aufnahmefähiger und ihre Intelligenz erfasst die Dinge rascher…In dieser wundersamen Sendung…, haben Frauen männliche Eigenschaften ….“
„Zu den Wundern, die diese heilige Sendung kennzeichnen, gehört dieses, dass die Frauen größere Kühnheit als die Männer bewiesen, nachdem sie den Reihen des Glaubens beigetreten waren. Ein so großes und herrliches Zeugnis bezieht sich besonders auf den Westen…“ [7]
Frau Aksoy-Burkert zeigte zum Ende ihrer Ausführungen viele Beispiele von herausragenden starken Frauen in der Bahá‘í -Geschichte, angefangen von Táhirih, der großen Dichterin und Vorkämpferin bis hin zu Mona, einer jungen tapferen Gläubigen, die im Iran ihr Leben für den Glauben gaben.
Im Anschluss wurden die Teilnehmer/innen in Workshops aufgeteilt, um folgende Fragen in Kleingruppen zu besprechen:
1.Was macht die Krise persönlich mit mir?
Welche Strategien habe ich, mit der Krise umzugehen?
Wie gehen Menschen in meinem Umfeld mit der Krise um?
2.Laut einer im Vortrag erwähnten Studie hat während der Pandemie eine Umgewichtung von Werten stattgefunden.
Was denken Sie, welche Werte sich gerade verändern?
Welche geistigen Tugenden sind in der Zeit der Krise essentiell, welche gilt es gerade in der Zeit der Krise zu entwickeln?
3.Wie können Frauen im BFF die Zeit der Krise nutzen, um in gesellschaftlichen Diskurs zu treten?
Wie können Frauen im BFF sich vernetzen, um kollektiv der Krise zu begegnen?
Welche Erfahrung gibt es in diesem Bereich?
Nach einer kurzen Pause fand im 2. Teil der Jahrestagung die Mitgliederversammlung statt. Zunächst gedachte der Vorstand unseres langjährigen Mitglieds Elisabeth Mühlschlegel (14. März 1932 – 28. September 2020).
Danach bedankte sich Dr. Ingeborg Franken-Boeninger bei Gisa Meier-Floeth, die sich nicht mehr zur Wahl gestellt hatte, für ihren unermüdlichen Einsatz als Schriftführerin seit der Gründung des BFF vor 24 Jahren. In einer Präsentation wurden einige Stationen ihrer Jahrzehnte langen Tätigkeit gezeigt und die Aufbauarbeit zu Beginn und ihre kontinuierliche Richtungsgebung für den Verein gewürdigt. Frau Meier-Floeth hinterlässt eine große Lücke, ihre kenntnisreichen Beiträge werden dem Verein fehlen. Spontan beschlossen die Mitglieder, Frau Meier-Floeth die Ehrenmitgliedschaft zu verleihen.
Die scheidende Schriftführerin Gisa Meier-Floeth berichtete nun über die Vereinsaktivitäten 2019 und 2020. Die Aufgaben des BFF konnten dieses Jahr Corona-bedingt nur eingeschränkt wahrgenommen werden. Auch werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht, die im Diskurs aktiv werden und die Bahá‘í-Schriften und -Konzepte auf aktuelle Themen und Fragestellungen anwenden. Das BFF legt derzeit den Fokus auf die Schwerpunktthemen:
- Kultur und Kompetenz in der Beseitigung von Gewalt gegen Frauen & Mädchen
- Kultur ohne Vorurteile fördern
Der Rückblick begann mit der BFF – Jahrestagung am 30.11.2019 im Bahá‘í-Zentrum Essen zum Thema: „Ins Gespräch kommen“-Auf den Schultern von Tahirih – Gesellschaft neu gestalten.
Für den nationalen Diskurs nahmen Vertreterinnen des BFF
- am Vor- und Nachbereitungstreffen zur 63. und 64. Sitzung der UN-Frauenrechtskommission (CSW)
- an Dialogforen auf Einladung von UN WOMEN Nationales Komitee Deutschland
- und Veranstaltungen des Deutschen Frauenrats teil.
Die Entsendung einer BFF-Vertreterin nach New York zur 64. CSW und weitere Beteiligung am Nationalen Diskurs hierzu vor und nach „Peking +25“ scheiterte an Corona
Teilgenommen wurde an Aktivitäten, Veranstaltungen und Foren, z.B. bei der Veranstaltung des BMFSFJ zum Thema:
- 40 Jahre Frauenrechtskonvention (CEDAW), 25 Jahre Pekinger Erklärung & Aktionsplattform
- Ohne Frauen kein Frieden – Online-Event Unsicherheitsratsresolution 1325 „Frauen, Frieden Und Sicherheit“
- „No Women – No Peace“, Heinrich-Böll-Stiftung lud ein zur Feier des 20. Jahrestag der UNSCR 1325 zu Frauen, Frieden und Sicherheit
Auf örtlicher Ebene fanden vielfältige Aktivitäten statt, dabei Mit- bzw. Zusammenarbeit:
- in interreligiösen Frauenprojekten
- bei Migrant_innen-Vereinen
- in Arbeitsgruppen kommunaler Frauenbüros
- in Vereinen gegen sexualisierte Gewalt
- bei Aktionskreisen gegen Gewalt gegen Frauen
- mit Städtegruppen wie von TdF oder AI, Gleichstellungsbeauftragten, Kirchlichen Frauengruppen / – verbänden und sonstigen Gruppen / engagierte Menschen
Außerdem eigene Veranstaltungen zu Táhirih, Genderthemen, Prävention von Gewalt, so z.B.:
BFF In Berlin: 2019 „Frauen stiften Frieden“: mehrjährige „Gesprächsreihe in loser Reihenfolge in Zusammenarbeit von BFF Berlin mit dem Frauennetzwerk für Frieden (FNF) im „Frauencafé im Alex-Treff“ in Berlin – in diesem Rahmen die Feier zum internationalen Frauentag am 8. März. Und 2020: Vesper „Kämpfen wir seit Jahrzehnten die gleichen Kämpfe? Change & Pressure für Frauen in Deutschland im 21. Jahrhundert“ im Haus der Demokratie und Menschenrechte, Berlin auf Einladung durch die Humanistische Union (et al.). Zudem nehmen Mitglieder der Ortsgruppe BFF Berlin an Veranstaltungen zum Nationalen Diskurs teil.
BFF – Regionalgruppe Bonn: „Bedeutende Frauen in der Frühzeit der Bahá’í-Religion,“ im Februar 2019 mit Dr. Farideh Sobhani-Matejko, Musik: Dr. Vahid Matejko im Rahmen des ifz-Frauenfrühstücks, im Juli 2019 „Integration als Herausforderung und Chance sowie als Bereicherung“ mit Dr. Helia-Verena Daubach. Außerdem wurde das BFF bei folgenden Veranstaltungen vertreten:
- Internationales Frauenzentrum – ifz
- Frauennetzwerk für Frieden – FNF
- UN Women Nationales Komitee Deutschland
BFF Lübeck:
- Mitarbeit im Rat des Forum für Migranten und Migrantinnen
- Teilnahme am außerparlamentarischen Gleichstellungsausschuss Lübeck mit Forderungen an die Parteien der Bürgerschaft
- Mitgliedschaft im Haus der Kulturen
- Mitgliedschaft im Frauenkommunikationszentrum Aranat e.V. mit Tara-Migrationsberatung
BFF Freiburg:
- Internationaler Frauentag 8. März 2019 & 2020 und weitere Aktionstage: Info-Stand auf dem Rathausplatz
- „Táhirih – persische Dichterin des 19. Jahrhunderts, Wegbereiterin moderner Frauenrechte“ am 12. März 2019 im Haus der Begegnung in Emmendingen und am 14. März 2019 im Bahá’í-Zentrum Freiburg
- „Stärkung der Frauen – ein grundlegendes Anliegen zum Nutzen der gesamten menschlichen Gemeinschaft“ am 20. März 2020 im Bahá‘í-Zentrum Freiburg
BFF Hamburg:
Mitarbeit im Interreligiösen Frauennetzwerk mit „Begegnungstagen“ 28.9.2019 und 8.11.2020 (Zoom-Veranstaltung)
BFF Hannover:
Veranstaltungsreihe in Hannover-Haus der Religionen: 2019 „Frieden in unserer Hand“ und
2020: „Halt und Hilfe der Religionen in schweren Zeiten“ – Frauen berichten im Tibet-Zentrum
BFF Wiesbaden:
Öffentliche Veranstaltung: „Táhirih-Poesie und Frauenrechte“ im Mai 2019, die Veranstaltung 2020 „Gleichberechtigung – die Grundlage für Frieden und Wohlergehen“ wurde wegen Corona abgesagt.
In Köln war das BFF beim „interreligiösen Frauenfrühstück“ am 12.10.19 auf dem Podium vertreten.
Im Cluster Unterfranken nehmen BFF Mitglieder jährlich am Tag der Vereinten Nationen zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen teil, bei der Terre des Femmeszu ihrer Fahnenaktion „frei leben – ohne Gewalt“ aufruft.
BFF im ländlichen Niedersachsen:
Internationales Frauenfest am 8.3.2019- mitgefeiert, Kontakte ausgebaut, Gespräche
Vorstandsarbeit bei BASTA-Frauen- und Mädchenberatung-Fachstelle sexualisierte Gewalt
Bildungsprojekte: Banani International Secondary School für Mädchen – Sambia, Stipendium für eine Schülerin
Barli Development Institute for Rural Women in Indore- Indien
Nach diesem Bericht wurde der alte Vorstand entlastet und das Wahlergebnis bekanntgegeben. Die Konstituierung erfolgte zeitnah. Der neugewählte Vorstand setzt sich wie folgt zusammen:
Vorstandsvorsitzende: Dr. Ingeborg Franken-Boeninger
Stellvertretende Vorsitzende: Heidi Mühlschlegel
Schatzmeisterin: Claudia Mohadjeri
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit: Ferah Aksoy-Burkert
Schriftführerin: Inge Behjat
Die Tagung wurde mit Gebeten eröffnet und mit Gebeten beendet. Es gab eine Reihe von positiven Rückmeldungen, auch verbunden mit dem Wunsch, das Vortragsthema ausführlicher zu beleuchten und den Diskurs weiterzuführen.
[1] (Bengel Lyssenko, 2012)
[2] Die vier Qualitäten des Lebens (Peseschkian) bei der Bewältigung von Herausforderungen (Balance-Modell)
[3] Kauai Studie zum Thema Resilienz und Geschlecht
[4] IGEMO Resilienzstudie, 2020
[5] Bertelsmann-Studie 2020
[6] Richter-Kornweitz 2011
[7] Zitate von ´Abdu’l-Bah